1. Algen bei viel zu
warmen Jahrestemperaturen (z.B. 2007)
2. Algen bei normalen
Jahrestemperaturen
Die Ausnahmeentwicklung
von Algen im Frühjahr 2007
Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor etwa
100 Jahren wurden in den Winter- und Frühjahrsmonaten noch nie so
hohe Temperaturen gemessen wie 2006/2007. Ebenso lagen die monatlichen
Sonnenstunden in allen Bundesländern weit über dem Durchschnitt.
Gleichzeitig betrug der Niederschhlag nur ein Minimum der normalen
Schnee- und Regenmengen.
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Nach dem Ausfall der normalen Vegetationspause
während der Wintermonate befinden sich Kleingewässer jeder
Art in einem völlig anormalen, bisher nie festgestellten und
dokumentierten Zustand.
Flora und Fauna scheinen in diesem Frühjahr
in ihrer Produktivität nahezu zu explodieren, was sich jedoch anfangs
hauptsächlich bei den niederen Pflanzen, wie den Algen bemerkbar macht.
Selbst in nähstoffärmsten, sauren Kleingewässern
erscheinen plötzlich an der Waseroberfläche dichte Algenkissen
Bei langer Sonnenbestrahlung erzeugen die Algen
Sauerstoff, der die Kissen an die Wasseroberfläche treibt.
Für einen Zierteichliebhaber ist das
kein besonders ästhetischer Anblick, dafür aber für Lurchlarven
und Insekten ein willkommenes Versteck und Nahrung in Form von Phyto-
und Zooplanton in Hülle und Fülle.
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Zur genaueren Untersuchung wird eine kleine
Probe zerrupft und in einer Petrischale genauer betrachtet. |
Bereits mit einer Leselupe ist deutlich zu
erkennen, dass es sich hier nicht nur um eine einzige Algenart handeln
kann. |
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Im Mikroskop bestätigt sich bereits bei
200-facher Vergrößerung die Feststellung, dass es sich
hier um mehrere Arten von ineinander verfilzten Fadenalgen handelt.
Auf diesem Foto sind 5 Arten mit durchmessern
zwischen 16 und
90 µm zu erkennen.
Darunter auch eine sich schleimig anfühlende
Schraubenalge. |
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Hier noch eine weitere, dünnere Art mit
einem Durchmesser von nur
9 µm.
Obwohl es sich bei allen Arten um Grünalgen
handelt, fühlt sich die gesamte Algenansammlung nicht so trocken an,
wie die in der Fortsetzung beschriebenen Fadengrünalgen,
sondern eher wie schmierige Fadenblaualgen. |
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Zu den schleimigen Faden-Jochalgen zählt
diese Art der Gattung Spirogyra, Schraubenalgen, von denen es in
Mitteleuropa mindestens 200 Arten gibt. Durch Kopulation zweier Fäden
pflanzen sich diese Arten sexuell fort.
Dabei verschmelzen die Protoplasten und es
bilden sich Zygoten.
Die Bestimmung der Arten ist nur während
der Kopulation möglich. |
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Algenbildung während normaler Jahrestemperaturen
Ein künstlicher Teich bleibt immer ein geschlossenes - oder besser
gesagt semigeschlossenes System, in das Laub, Blütenstaub,
Regen und andere Nährstoffe ständig einfallen, aber in dem kein
Wasseraustausch stattfindet, wie es in einem natürlichen Kleingewässer
permanent der Fall ist. Auch wenn in einem natürlichen Gewässer
kein Zu- und Ablauf vorhanden ist, wird durch das langsam fließende
Grundwasser immer ein, wenn auch geringer Wasseraustausch gewährleistet,
der überschüssige Nährstoffe
abführt und so, eventuell im Verein mit Wasserpflanzen eine
Überdüngung in Grenzen hält.
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In Verbindung mit der längeren und intensiveren Sonnenbestrahlung
tritt in einem künstlichen Teich mit ausreichender Bepflanzungen
zu starkes Algenwachstum immer nur dann auf, wenn das Wasser zu nährstoffhaltig
wird, was besonders nach dem Winter mit der langen Vegetationspause, oder
im Hochsommer, der Fall ist. Diese Algen (gleich welcher Art) reinigen
zwar das Wasser, sterben jedoch bei Lichtmangel ab und zersetzen sich, |
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wenn sie nicht rechtzeitig (mechanisch)
entfernt werden. Sie eutrophieren dann das Wasser noch zusätzlich.
Die für ein kräftiges Algenwachstum ebenfalls erforderlichen
Spurenelement verbleiben auch im Wasser und die Algen können sich
lustig weiter vermehren.
(s. Der biogene Stoffkreislauf in einem
Kleingewässer)
Zur Algenbekämpfung von Mikroalgen (Schwebealgen) werden oft auch
die sogenannten UVC-Geräte
empfohlen, die jeden naturnahen Gartenteich schwer schädigen.
Das sehr energiereiche, kurzwellige aber unsichtbare ultraviolette
Licht von 200..400 nm ist auch bekannt dafür, daß es Zellen
schädigt (Krebsgefahr bei zu langen Sonnenbädern). Sinnvoll wird
es jedoch zur Abtötung von Keimen (Bakterien) z.B. in UV-Durchflußgeräten
für die Trinkwasseraufbereitung eingesetzt. (ungefilterte Hg-Quarzbrenner
mit einem breiten Frequenzspektrum, optimiert für Wellenlängen
um 250 nm)
Auch manche erfahrene Aquarianer die sich intensiv mit der Fischzucht
beschäftigen, verwenden in speziellen Fällen zeitweise UV-Geräte
um die Keimzahlen (Krankheitserreger)
in den meist dicht besetzten Jungfischaufzucht-Becken zu reduzieren. Andere
erzielen denselben, manchmal sogar besseren Erfolg mit häufigerem
Wasserwechsel, der allerdings umständlicher und damit arbeitsaufwendiger
ist.
Der Einsatz in einem fischlosen Kleingewässer gegen Algen ist
dagegen nicht nur wenig sinnvoll sondern sogar ausgesprochen schädlich,
denn es werden nicht nur die Algen, sondern auch alle anderen Mikroorganismen
abgetötet, ohne die es in einem natürlichen Biotop kein Leben
geben kann.
Zwar können die organischen Überreste in einem nachgeschalteten
Partikelfilter aufgefangen werden, die darin gelösten organischen
wie mineralischen Nährstoffe und Spurenelemente, die die Algenentwicklung
erst ausgelöst haben, bleiben jedoch erhalten und sorgen für
weitere Veralgung.
Der Einsatz eines solchen Gerätes stört in jedem Fall ganz
empfindlich das biologische Gleichgewicht oder zerstört es vollkommen,
was das unweigerlichen Aus dieses Biotops bedeuten würde.

Ursachen:
An erster Stelle für Eutrophierung und damit unkontrolliertem
Algenwuchs steht der Fischbesatz. Die geringe Wassermenge in einem Gartenteich,
der im Vergleich zu einem natürlichen Fischgewässer
für gewöhnlich nur ein winziges Wasserloch ist, wird meistens
schon nach kurzer Zeit durch die Exkremente der Fische
so stark mit Nährstoffen angereichert, daß oft der stärkste
Pflanzenbestand diese nicht mehr verarbeiten kann. Über kurz oder
lang kommt es dann zum Umkippen des Wassers.
Alle mit noch so vollmundiger Werbung versprochenen Gegenmaßnahmen
helfen dann nicht mehr, sondern verschlechtern für gewöhnlich
nur noch den Zustand des Wassers. Die einzige vorläufige Rettung
ist ein teilweiser oder besser noch totaler Wasserwechsel, durch den die
Giftbrühe verdünnt wird. Aber vorsicht, dieser Wasserwechsel
muß langsam und in Etappen vorgenommen werden, um einen zusätzlichen
Schock bei den ohnehin gestreßten Fischen zu vermeiden.
Doch auch ohne Fische kann eine Eutrophierung des Wassers einsetzen.
Die Ursachen können sehr vielfältig sein.
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Zu nährstoffhaltiges Bodensubstrat, oder die Pflanzen wurden in Körben
mit Erde eingesetzt, wie es oft, aber falsch empfohlen wird.
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Die Folie am Teichrand wurde für die Bepflanzung mit Erde anstatt
mit Sand bedeckt. Die Nährstoffe aus der Erde werden dann ständig
in das Wasser hineingespült..
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Beim Düngen des Rasens im Frühjahr gerät Kalk und Kunstdünger
in den Teich.
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Alle abgestorbenen Pflanzen und verwesenden Wasserpflanzenreste sind organische
Nährstoffe, die von Bakterien zersetzt und mineralisiert werden. Sie
müssen rechtzeitig entfernt werden.
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Laub im Herbst sollte sofort abgekeschert werden. Pollen im Frühjahr
reichern das Wasser sehr stark mit Nährstoffen an.
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Unterschätzt wird oft der zusätzliche, unvermeidbarer Nährstoffeintrag
mit dem Regen. Bis zu 10 mg/l
Ammonium und 30 mg/l Nitrat und sogar Nitrit sind nicht ungewöhnlich.
Wenn das Regenwasser vom Dach in den Teich eingeleitet wird, kommt zusätzlich
noch der daraufliegende Staub mit diversen Verbindungen aus Emissionen
hinzu.
Eine wirksame Reduzierung der Nährstoffe in einem naturnahen Gartenteich
kann nur durch ausreichende Bepflanzung erreicht werden.
Dabei ist zu beachten:
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Wurzelnde Pflanzen wie Seerosen etc. nehmen ihre Nährstoffe aus dem
Boden auf. Nur wenn das Substrat (auch in evtl. verwendeten
Behältern) aus nährstoffarmem Sand besteht, werden die Nährstoffe
aus dem Wasser in den Boden gesaugt und dort von den Wurzeln aufgenommen.
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Unterwasserpflanzen wie Tausendblatt, Hornkraut u.a. sowie alle Schwimmpflanzen
nehmen ihre Nährstoffe direkt aus dem Wasser auf. Verschiedene Unterwasserpflanzen
bleiben auch im Winter grün, geben bei genügend Licht Sauerstoff
ab und reinigen das Wasser auch bis zu einem gewissen Maße während
der Vegetationspause.
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Sehr selten, ja für viele sogar gar nicht existent, werden Bakterien
sowie das Phyto- und Zooplankton beachtet. Dabei ist gerade die Erhaltung
dieser Makro- und Mikroorganismen eine Vorausbedingung für eine dauerhafte
Aufrechterhaltung des biologischen Gleichgewichtes und somit eines gesunden
Biotops.
Und ausgerechnet diese komplexe aber überaus relevante Lebensgemeinschaft
wird in vielen Gartenteichen durch Chemie, aber auch durch Dekorations-
gegenstände wie Wasserspiele, Springbrunnen, Wasserfälle, Bachläufe
aber auch durch den Einsatz von Filtern aller Art oder gar UV-Geräte
vernichtet. Alle diese Objekte werden normalerweise mit leistungsstarken
Kreiselpumpen betrieben, die die o.g. Organismen so stark verletzen, daß
nahezu alle abgetötet werden. Anstatt der versprochenen und erhofften
Reinigung des Wassers wird es also zusätzlich mit toter Biomasse
und damit mit Nährstoffen belastet. Von den vollmundig angepriesenen
Filtern werden für gewöhnlich nur die Schwebstoffe ausgefiltert.
Die gelösten Stoffwechselprodukte und Proteine bleiben unsichtbar
im oftmals sehr klaren Wasser.
(s. dazu auch :Gartenteich
mit Bachlauf)
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