Eine vorzeigewürdige Zierde für jeden gepflegten Garten ist
ein - sich romantisch durch diesen Garten schlängelnder Bach,
der dann vielleicht noch über einen kleinen Wasserfall in einem genauso
gepflegten Goldfischteich endet.
Auch viele Naturfreunde träumen von solch einer Kombination, allerdings
etwas weniger gepflegt, ohne Fische und selbstverständlich in einem
Naturgarten mit einheimischen Wildpflanzen.
Könnte man doch hier nicht nur den üblichen Gartenteich-Pflanzen
und -Tieren, sondern auch etlichen spezialisierten Arten, die fließendes
Wasser brauchen, einen Ersatzlebens- raum bieten.
Das ist durchaus eine verlockende Vorstellung, die jedoch noch einen
sehr großen Haken hat.
Das Wasser sollte natürlich ständig fließen, aber das
ist kein Problem.
Das Wasser wird einfach ständig aus dem eigentlichen Teich in
einen, ein paar Zentimeter höher liegenden kleinen Tümpel
gepumpt.
Aus diesem kleinen Quellteich fließt dann ständig das Wasser
durch den Bach in den größeren Teich. Das ganze läßt
sich recht einfach und preiswert erstellen und Bauan- leitungen für
solche Anlagen gibt es wie Sand am Meer.
Auch die Pumpe als 220V- oder Schwachstrom-Modell ist schon für
weniger als
50 Euro zu bekommen. Wer sich umweltbewußt verhalten möchte,
legt ein paar Euro drauf und wählt eine Solar-Pumpe mit dazugehörigem
Solar-Panel.
Doch nun kommt der Haken. Alle diese Pumpen sind sogenannte
Kreiselpumpen.
Durch ein, sich mit hoher Geschwindigkeit drehendes propellerähnliches
Gebilde wird eine mehr oder weniger hohe Pumpleistung erzielt, die ja auch
für eine angemessene Fließgeschwindigkeit im Bach gebraucht
wird.
Das hat jedoch den Nachteil, dass alle Lebewesen, die in diese Pumpe
hineingesaugt werden, unweigerlich zerissen und damit getötet werden.
Alle größeren Organismen, die nicht durch den Grob-Filter vor
dem Ansaugstutzen durchgehen, werden eingeklemmt und meistens durch den
hohen Druck langsam zerquetscht oder lebensgefährlich verletzt.
So wird ausgerechnet eine Lebensgemeinschaft aus Insekten- und Käferlarven,
aber auch teilweise Zooplankton, Phytoplankton und Bakterien vernichtet,
die für den Aufbau und die Erhaltung eines ökologischen
Gleichgewichtes
eigentlich Voraussetzung sind. Dafür wird das
Wasser durch tote
Biomasse
zusätzlich eutrophiert.
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Um einmal genau festzustellen, inwieweit Makro- und Mikro-Fauna
und -Flora durch diese Pumpentypen zerstört wird, wurde der folgende
einfache Versuch durchgeführt, den jeder wiederholen
kann.
4 Eimer a 10 l Wasser wurden zur selben Zeit (11°° Uhr)
an derselben Stelle und Tiefe aus dem Teich geschöpft.
Das Wasser aus 2 Eimern wurde über einen kurzen Ansaugschlauch
ohne vorgesetzen Grobfilterstutzen durch eine Kreiselpumpe mittlerer Leistung
(3600 l/h) in zwei andere Eimer gepumpt. Der Inhalt wurde anschließend
durch ein Planktonnetz (s.u. links) gegossen. Die Inhalte der Auffangbecher
(2x10 ml) wurden in einer Petrischale unter dem Stereoskop auf noch lebende
Organismen untersucht.
Als Kontrollprobe wurden die beiden anderen Eimer Wasser direkt durch
das feinmaschige Planktonnetz geschüttet. Die Inhalte der Becher wurden
anschließend ebenfalls in eine Petrischale geschüttet und die
lebenden, größeren Organismen unter dem Stereoskop, die kleineren,
stichprobenweise unter dem Mikroskop ausgezählt.
Ergebnis:
In der ersten Probe (Pumpe) wurden unter dem Stereoskop nur noch 2
lebende Milben, größe < 1 mm, sowie ein noch lebender, aber
beschädigter Ruderfußkrebs entdeckt.
Unter dem Mikroskop konnten lediglich nur ganz vereinzelte, sich noch
schwach bewegende Panzerflagellaten beobachtet werden. Der Boden war nach
einer Stunde Sedimentierung mit den zerfledderten Planktonbruchstücken
bedeckt
Fotoreihe links oben: durch die Pumpe zerstörtes Plankton´. |
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Planktonnetz, Maschenweite 50 µm.
Eintrittsöffnung des Netzes 150 cm².
Auffangbecher mit Ablaßhahn,
Volumen 10 ml.
Dieses Planktonnetz ist auch bedingt für einen quantitativen
Planktonfang im offenen Wasser geeignet
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Die Kontrollprobe ergab nach der Auszählung folgende Ergebnisse.(s.Auswertung)
Alle Organismen der Größe nach sortiert und lebend
ausgezählt!
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3 Stck |
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14 Stck |
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6 Stck |
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2 Stck |
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132 Stck |
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43 Stck |
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22 Stck |
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111 Stck |
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Naupliuslarven (Stichproben)
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4000 Stck |
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Rädertiere div. (Stichproben)
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2300 Stck |
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Panzerflagellaten (Stichproben)
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4200 Stck |
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div. Algen > 200 µm (Stichproben)
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5800 Stck |
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16000 Stck |
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Wenn man davon ausgeht, daß in allen Eimern ungefähr gleich
viel Organismen waren, so wurden durch die Pumpe in 20 Litern Wasser über
16000 Lebewesen abgetötet. Tatsächlich waren es noch weit mehr,
denn es wurde ja nur ein Teil aller Organismen ausgezählt.
Ein ähnlicher Versuch in 4 Durchläufen
wurde zu einem späteren Zeitpunkt mit einer Pumpe (11 m³/h) durchgeführt,
die für Garten- und Schwimmteiche als besonders geeignet propagiert
wird. Das Ergebnis war leider, zumindest was die relevanteren Arten
über 500 µm anbelangt, nicht besser. Je kleiner die Organismen
waren, desto mehr haben allerdings die Tortur überlebt.
So war z.B. die Mortalitätsrate bei Organismen über 500 µm
= 100 %,
bei Organismen zwischen 250 und 500 µm ca.60 %
und von 100 bis 250 µm nur noch ca. 30 %.
Für einen Bachlauf wäre demnach auch diese Pumpe
leider nicht sehr geeignet.
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Achtung
Wenn Sie eine Pumpe testen möchten, so sollten Sie bei dem Versuch
einiges beachten, damit Sie nicht durch Versuchsfehler unrichtige
Ergebnisse erhalten und daraus völlig falsche Schlüsse ziehen.
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Um zu richtigen, reproduzierbaren Ergebnissen zu kommen, ist oben beschriebene,
oder eine adäquate Versuchsanordnung zu empfehlen.
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Das zu untersuchende Wasser darf erst nach einigen Sekunden Laufzeit der
Pumpe aufgefangen werden, oder wenn Pumpengehäuse und Schläuche
gespült sind. (Tauchpumpen z.B. laufen auch im Ruhezustand voll.)
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Geschöpftes (Eimer o. ä.) oder gepumptes Wasser müssen aus
derselben Wassertiefe (ca. 50 cm) und einer offenen Wasserstelle stammen.
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Das Wasser darf nicht direkt über dem Teichboden angesaugt werden,
da dadurch zu viel Detritus (tote Organismen) das Ergebnis verfälscht.
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Das für die Lebendauszählung geschöpfte Wasser sowie das
gepumpte Wasser (genaue Menge) muß durch ein Sieb (Planktonnetz
mit Auffang- becher ) gefiltert werden um genügend Biomasse für
die Auswertung zu erhalten.
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Die Auszählung kann bei den relevanteren Organismen über
ca. 0,3 mm
mit einer guten Lupe oder einem Stereoskop in einer Petrischale mit
einem untergelegten Raster erfolgen.
Kleinere Organismen können mit einem Mikroskop mit Rasterplatte
bei
schwacher Vergrößerung strichprobenweise ausgezählt
werden.
Es braucht hier nicht extra erwähnt zu werden,
daß für Zierfischteiche dieser Versuch, sowie die Art und der
Typ der Pumpe für die Filteranlage und ihre Wirkung auf Kleinlebewesen
völlig irrelevant ist.
Für Interessierte die es genauer
wissen möchten!
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Wer also unbedingt einen "naturnahen Gartenteich
mit Bachlauf" anlegen möchte, muss sich überlegen,
mit was für einer Vorrichtung man das Wasser, lebenerhaltend vom großen
in den Quellteich transportieren könnte.
Denkbar wäre z.B. auch eine "Archimedische Schraube" oder
ein Schaufelrad oder Eimerschöpfwerk. (Könnte sogar sehr dekorativ
sein!)
Aber auch eine Konstruktion nach dem uralten Druckluftheberprinzip
Aquarienfilter mit Durchlüftungspumpe
könnte sich für einen bescheidenen Bachlauf eignen.
Zu überlegen wäre auch ob ein sehr großflächig
und kleinmaschig ausgelegter Filter praktikabel wäre.
Im einschlägigen Fachhandel gibt es für Gartenteiche vielerlei
Zubehör zu kaufen, derartig nützliche Geräte aber, so viel
ich weiß, leider noch nicht - oder vielleicht doch?
Prinzip der Archimedischen Schraube oder Schneckenpumpe
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Von Hand zu betreiben- des Modell einer Archimedischen Schraube
mitten im Stadtkern von Wildeshausen.
Es ist ein sehr gut funktionierendes Gerät, an dem kein Kind
vorbei kommt, ohne es in Betrieb zu setzen und sich dabei gründlich
nass zu machen, weil das hochgepumpte Wasser auf der Brunnenmauer so schön
spritzt. |
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Ein künstlicher Fluß im Labor, genannt Mesokosmos.
Zur Erforschung des Abbaus von Schadstoffen, der mit herkömmlichen
Laborversuchen keine aussagekräftigen Ergebnisse liefert,
arbeitet das Bundesumweltamt in Berlin an einem bemerkenswerten Forschungsprojekt.
Ein insgesamt 1,6 km langes Bachsystem aus schadstoffreien Kunststoffrinnen
soll helfen, den Einfluß auf Flora und Fauna sowie den Abbau von
Schadstoffen in Fließgewässern zu verstehen.
Um einwandfreie, der Natur entsprechende Meßergebnisse zu erhalten,
müssen alle Parameter eines natürlichen Fließgewässers,
in diesem Falle des Baitzer Baches südlich von Berlin, exakt nachgeahmt
und eingehalten werden. In regelmäßigen Abständen werden
daher die Meßergebnisse beider Systeme verglichen.
Für das Fließen und den lebenerhaltenden Transport des Wassers
in den jeweils 200 m langen Bachabschnitten sorgen 8 Schneckenpumpen
(Archimedische Schrauben).
Quelle: 3SAT, NANO
v. 23.08.2002
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